Presse

Mit allen Sinnen und Wassern gewaschen

Aufzeichnungen aus einem Gespräch im Nachgang zur IGA 2003 mit Beate Wallner

Man stelle sich einen Radfahrer vor, der mit neugierigem Blick die Strassenzüge der Rostocker Innenstadt abtastet und dabei kontinuierlich Eindrücke in sich aufnimmt. Auf diese Weise lässt Johannes Zeller sich verschiedentlich anregen und schöpft – in diesem Falle für das kulturelle Rahmenprogramm im deutschen Pavillon, seine Ideen. Wer ausschliesslich am Reissbrett plant, so Zeller, bekommt einfach nur die Hälfte mit. Sein Ziel: den Besuch im deutschen Pavillon beim Publikum „verankern“. Eindrucksvolle Veranstaltungselemente zielten eben vor allem auf unsere Sinne ab, da reiche ein gut durchdachter Plan allein nicht aus.

Eine der letztlich für den Erfolg entscheidenden Vorgaben, mit denen sich der Stuttgarter Veranstaltungsmanager auf den Weg nach Norden machte war es, ein Team direkt aus der Region Rostock zusammen zu stellen. Dabei so sagt er, integriert man regionales Know-how, hält die Wege kurz und bleibt über die ganze Veranstaltung hinweg flexibel. So plante und realisierte er gemeinsam mit den Beteiligten vor Ort „sinnvolle“ Beiträge, die das Veranstaltungsmotto „Biovision – Zukunft mit Pflanzen“ thematisch unterstützten und bei denen auch das Schmecken, Riechen oder Hören nicht zu kurz kam. Beispielsweise genoss das IGA-Publikum, eine „Weinlesung“ verbunden mit der Verkostung ausgesuchter Weine, durchgeführt von einer Buchhandlung aus Rostock. Das Institut für neue Medien stellte in einem ambitionierten Video sein Alleenprojekt vor, in dem es um den Erhalt wunderschöner Alleen in Mecklenburg-Vorpommern geht. Gemüsecocktails, die nach allen Regeln der Kunst zubereitet wurden, bestachen mit einer frisch duftenden Sellerienote. Angenehm unkonventionelle Klänge der Band „Three Times a Lady“ weckten das Interesse der Besucher. Ebenfalls auf die Ohren der Zuschauer zielte Johannes Zeller mit den Aktionen eines Bildhauers. Das provozierende Geräusch seiner Motorsäge, die er zur Gestaltung seiner Holzfiguren benutzte, lockte manch Neugierigen an den Pavillon.

Johannes Zeller beschreibt sich als Ideengeber der sich konzeptionell einbringt. Dabei will er nicht dominieren, sondern die Kräfte um sich herum aufnehmen und kanalisieren. Er stellt Kontakte her, koordiniert und unterstützt die Beteiligten, um dann zum Zeitpunkt X alles auf den Punkt zu bringen. Er plant minutiös und detailgenau, schliesslich war er schon oft genug selbst Veranstalter – und wenn dann doch alles anders kommt? So wie am Tag der deutschen Nation, bei dem sich Renate Künast und Johannes Rau mit einem Tross von Staatsbediensteten und Sicherheitsbeamten dem deutschen Pavillon näherten. Obwohl sich die beiden Prominenten bereits weit ausserhalb des vorgegebenen Protokolls bewegten und alle Planungen hoffnungslos erschienen, landeten sie dann letztlich – dank dem unerschrockenen Einsatz Zellers, bei guter Laune am richtigen Platz und das Programm lief.

Welcher Platz nun der richtige ist, darüber hat er natürlich vielfach nachgedacht und miteinbezogen, aus welcher Richtung die Mittagssonne in die Kamera scheinen könnte, wenn man das Interesse der Medien am Bundespräsidenten nutzen möchte, um das Biosiegel ins Bild zu bringen. Dabei überlegt er gleichzeitig, welche Blumenbeete in Gefahr geraten könnten, wenn mehr als 100 Journalisten und Schaulustige demd dem Spektakel beiwohnen. Eine Veranstaltung auch mit den Augen der Medienmacher zu sehen, hält Johannes Zeller für eine dringende Notwendigkeit. In diesem Bewusstsein engagierte er den „Hoch“-Stapler Heinz Baut, der sich mit einer kontinuierlich wachsenden Holzkonstruktion vor dem deutschen Pavillon aufbaute. Hintergrund der Schwindel erregenden Aktion: der deutsche Pavillon ist ein ökologischer Hightech-Bau, dessen aussergewöhnliche Architektur vor allem in seiner Gesamtansicht verblüfft. Dieses „Aha Erlebnis“ blieb allerdings nur dem vorbehalten, der sich in angemessenem Abstand aufhielt. Schade, dachte Johannes Zeller und schaffte mit dem spektakulären Medienbild im Vordergrund, gleich die Notwendigkeit eines nicht zu übersehenden Hintergrundbildes. Um dem Pavillon am Tag der deutschen Nation, ein weiteres Mal Medienpräsenz zu verschaffen, liess er ein paar Fahnenschwenker am richtigen Ort und zur rechten Zeit auflaufen.

Manchmal tritt der Organisator selbst in Aktion. So liess sich der langjährige Gastronom gern überreden für das leiblich Wohl der Besucher zu sorgen. Er überraschte sie mit einem fast in Vergessenheit geratenen, uralten Brotrezept. Schon der Geruch der frisch im Holzofen gebackenen Dinnede – einer Variante des elsässischen Flammkuchens, sorgte für reissenden Absatz.

Johannes Zeller bewegt sich und andere und dabei sucht er Wege die auch mal ausserhalb der vorgegebenen Route liegen. Man darf also gespannt bleiben, vertrauensvoll den nächsten gegebenen Anlass einwerfen und ... schon spuckt er Ideen aus. Sein inneres Getriebe funktioniert mit schwäbischer Genauigkeit, viel Phantasie, Erfahrung und wird geölt mit reichlich guter Laune.

iVerantwortlich für den deutschen Pavillon auf der IGA 2003 war das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.
Johannes Zeller war Projektnehmer, der mit dem Gesamtkonzept und der Durchführung beauftragten Stuttgarter Agentur Milla und Partner. Er war gestaltete und organisierte das kulturelle Rahmenprogramm für den deutschen Pavillon auf der IGA / 25.04.2003 – 5.10.2003 in Rostock./i

(Verfasserin: Beate Wallner, freie PR-Beratung und Text)

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